Veröffentlicht inHaus & Garten, Lifehacks

Sambuca, Sizilien: Frau kauft 1-Euro-Haus in Italien

Meredith Tabbone ersteigert im Internet ein 1 Euro Haus in Italien. Das Haus in Sambuca, Sizilien, muss dringend renoviert werden. Doch dann kommt der Corona Lockdown.

Vorsichtig tasten sich ihre Schuhe die staubigen Stufen nach oben. „Bist du sicher, dass die Treppe hält?“, fragt die Frau. „Sieht ganz so aus“, antwortet ihr Mann – als plötzlich beide durch das klatschende Geräusch aufflatternder Tauben erschreckt werden, die vom oberen Stockwerk durch das offene Dach davonfliegen.

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Es war Merediths erster Besuch in dem Haus auf Sizilien, das sie kurz zuvor gekauft hatte – 8.000 km von ihrer Heimat Chicago entfernt. Was sie erwarten würde, wusste sie nicht: „Ich hatte keine Ahnung, wie viel das Haus wert war. Ich kannte lediglich eine Schwarz-Weiß-Aufnahme der Hausfront und einen sehr groben, handgezeichneten Stadtplan.“ 

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Das war im Sommer 2019. Meredith Tabbone hatte das Haus in der sizilianischen Ortschaft Sambuca übers Internet ersteigert. Mindesteinsatz: 1 Euro. Meredith bot 5.555 Euro und bekam den Zuschlag. Nun war sie Besitzerin einer „rustikalen Immobilie mit authentischem Charme“, wie es wohl im Maklerjargon heißen würde. Ein 300 Jahre altes Schrotthaus, würden andere sagen – ohne Strom, ohne Wasser und seit 100 Jahren unbewohnt.

Foto: instagram/meredith_tabbone
©instagram/meredith_tabbone

In Italien locken Kommunen immer wieder mit sogenannten „1-Euro-Häusern“. Sie wollen damit dem Dorfsterben Einhalt gebieten. In einigen Gegenden, die zwar traumhaft schön, aber leider bettelarm sind, ist die Bevölkerung in den letzten 50 Jahren nämlich bedrohlich geschrumpft. Einige Dörfer sind komplett verlassen. „Paesi fantasma“ nennen sie die Italiener. Was bleibt, sind Ruinen.

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So ist an den Kauf eines „1-Euro-Hauses“ meist auch die Bedingung geknüpft, mindestens 10.000 bis 20.000 Euro in dessen Renovierung zu stecken. Ansonsten drohen saftige Strafen. Genau so war es auch im Fall von Meredith. Nichtsdestotrotz war Meredith von ihrem neuen sizilianischen Domizil sofort begeistert. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nicht zuletzt, weil ihre Familiengeschichte sie mit dem Ort verbindet: Ihr Urgroßvater stammte nämlich aus Sambuca.

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Die beherzte Finanzberaterin kaufte also gleich noch das Nachbarhaus mit dazu – das war ebenso alt, aber immerhin zuletzt 1974 renoviert worden. Meredith will beide Häuser miteinander verbinden. Geplant war der Start der Renovierungsarbeiten für den Februar 2020. Doch weit kamen sie nicht.

Foto: instagram/meredith_tabbone
©instagram/meredith_tabbone

Die Corona-Krise hatte Italien sehr früh und sehr stark getroffen. Im März 2020 kam es zum ersten Lockdown. Alle Arbeiten am Haus kamen zum Erliegen. Kurze Zeit später wurde die Einreise von US-Amerikanern nach Europa untersagt. Meredith hatte nun also zwei vollkommen heruntergekommene Häuser, die lieber jetzt als nachher instand gesetzt werden mussten, konnte selbst aber nicht mehr vor Ort sein. Das ganze Projekt stand auf der Kippe. Darüber hinaus drohte noch die Verzugsstrafe, sollte die Renovierung scheitern.

Foto: instagram/meredith_tabbone
©instagram/meredith_tabbone

Meredith ließ sich davon jedoch nicht beirren. „Wozu gibt es das Internet?“, fragte sich die Frau aus Chicago und regelte – seit die Ausgangssperre innerhalb Italiens Mitte Mai aufgehoben wurde – die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen vorübergehend über Fotos, Videos und WhatsApp-Nachrichten mit den Arbeitern vor Ort. Sollte etwa ein Fenster vergrößert werden, wurde einfach die betreffende Stelle auf einem Foto markiert. 

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Immer wieder entdeckten ihre Bauarbeiter und der von ihr beauftragte Architekt tolle Dinge in den beiden Häusern: Die Erdgeschosse waren früher Pferdeställe – die Ringe zum Anseilen sind sogar noch vorhanden. Hinter den dicken Schichten von Putz traten uralte Natursteinwände hervor, hier und da versteckte sich sogar ein zusätzliches Fenster, das irgendwann einmal zugemauert worden war. Unter dem geplanten Schlafzimmer wurde ein 2 m tiefes Steinloch freigelegt. Hierüber wollte Meredith Plexiglas verlegen lassen, damit man dieses Stück Geschichte weiterhin sehen kann.

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Doch die Corona-Pandemie zog sich länger hin, als erhofft. Und je länger die Corona-Bestimmungen mit all ihren Wechseln und Unklarheiten andauerten, umso komplizierter gestaltete sich der Hausbau via Handy-Fotos. Die Bauarbeiten kamen zum Erliegen. Die Stadt verschloss die Eingänge zu den Häusern wie früher mit einer Kette. Erst im Juni 2021 durfte Meredith endlich wieder zurück nach Sambuca. Die Kette musste sie aufbrechen, da niemand wusste, wer den Schlüssel zu dem Schloss hatte. Zum Glück gibt es um die Ecke gleich einen Metallwarenladen, wo Meredith sich einen Bolzenschneider kaufen konnte. So gehen die Sanierungsarbeiten endlich wieder mit Vollgas voran. Meredith ist zuversichtlich, dass sich ihr Traum von einem Haus auf Sizilien nicht mehr von der Corona-Pandemie aufhalten lässt.

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Ihr Plan: Die beiden Gebäude sollen zunächst zu einem Ferienhaus für sie und ihre Familie ausgebaut werden. Dann würde Meredith gerne noch ein kleines Café im Ort eröffnen, um sich später in der Heimat ihres Urgroßvaters zur Ruhe zu setzen. Man kann ihr bei diesem Vorhaben nur alles Gute wünschen. Weitere spannende, interessante und lustige Geschichten rund um Häuser findest du hier:

Quelle: instagramberliner-kurier, lonelyplanet

Vorschaubilder: ©instagram/meredith_tabbone ©pinterest/sicilyonweb