Einerseits gibt es Zauberer wie Gandalf, Harry Potter und Doctor Strange, die wir aus Filmen und Büchern kennen; andererseits gibt es Zauberer wie Harry Houdini oder David Copperfield, die wir von den großen Showbühnen dieser Welt kennen. Während die magischen Kräfte der einen lediglich Fiktion sind, können die Kunststücke der anderen vollkommen rational erklärt werden. Viele Show-Magier bezeichnen sind dementsprechend auch nicht als Zauberer, sondern als Illusionisten. Denn das ist es, was sie präsentieren: Illusionen, die die Zuschauer in Staunen versetzen und unterhalten sollen. Zu wissen, wie die Zaubertricks funktionieren, muss einem dabei keineswegs die Freude an der Illusion nehmen. Zu wissen, was dahinter steckt, kann manchmal nämlich genauso faszinierend sein wie die Illusion selbst.
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1.) Löffel verbiegenVor allem der selbsternannte „Mentalmagier“ Uri Geller erlangte vor einigen Jahrzehnten weltweite Bekanntheit damit, einen Löffel mit der bloßen Kraft seiner Gedanken verbiegen zu können. Aber wie so oft besteht die wahre Gedankenkraft weniger in der Telekinese als viel mehr im Einfallsreichtum des Illusionisten. Die einfachste Methode, diesen Trick durchzuführen, besteht darin, einen bereits verbogenen Löffel zusammen mit einem abgebrochenen Löffelstiel zwischen den Fingern zu halten. Die Finger sind dem Publikum zugewandt, sodass es für die Zuschauer aussieht, als wären verbogener Löffel und loser Stiel eins. Nun lässt der Magier den losen Stiel langsam und geräuschlos nach unten gleiten. Bevor der Magier den verbogenen Löffel präsentiert, greift er mit der anderen Hand blitzschnell den losen Stiel und versteckt ihn. Uri Geller selbst griff vermutlich auf folgende Methode zurück: Seine Finger waren mit einer quecksilberhaltigen Verbindung präpariert, die den Löffel erweichte und schließlich entzweibrechen ließ, wenn er ihn rieb. Dies funktioniert umso besser, wenn der Löffel vorher bereits ein paar Mal gebogen wurde. Eine solche Materialermüdung machten sich Zauberkünstler bereits im 19. Jahrhundert zunutze.
2.) Unterschriebene Karte verbrennenDer Zuschauer zieht eine beliebige Karte aus dem Stapel und unterschreibt sie. Anschließend steckt der Magier die Karte in einen Umschlag und verbrennt diesen. Doch danach zaubert er die unterschriebene Karte aus dem Stapel, hinter dem Ohr des Zuschauers oder von wo auch immer hervor. Hierbei kommen keine speziellen Requisiten zum Einsatz; der Umschlag (ohne Fenster) sowie die Karten sind vollkommen handelsüblich, die Karte wird tatsächlich unterschrieben. Allerdings ist der Umschlag unten aufgeschnitten worden. Wenn der Magier Umschlag und Kartendeck in derselben Hand hält, kann er die unterschriebene Karte durch den Schlitz im Umschlag oben auf den Stapel schieben, wobei er die Hand natürlich so hält, dass das Publikum davon nichts sieht. Der Umschlag wird tatsächlich verbrannt, aber mit der für Zauberer typischen Fingerfertigkeit kann er die unterschriebene Karte je nach Belieben wieder zum Vorschein bringen.
3.) Geldschein verwandelnWer wünscht sich nicht, wie durch Zauberhand reich zu werden? Bei den Magiern scheint dies ohne Weiteres möglich. Der Illusionist faltet beispielsweise einen 10-Euro-Schein zusammen und nachdem er ihn wieder auseinandergefaltet hat, hält er anstatt eines 10-Euro-Scheins einen 50-Euro-Schein in der Hand. Die gängige Durchführung dieses Tricks ist so einfach wie genial: Der Magier bedient sich einer Daumen-Attrappe, die auf den echten Daumen aufgesetzt wird und die in jedem gut sortierten Geschäft für Zauberbedarf erhältlich ist. Der kleingefaltete 10-Euro-Schein wird in den Daumen-Aufsatz gesteckt, aus welchem dann der 50-Euro-Schein gezogen wird. Mit verschiedenen Dollar-Noten funktioniert das sogar besser, weil sie sich farblich nicht unterscheiden.
4.) SchwertschluckerHinter dem Schwertschlucken steckt kein Trick im eigentlichen Sinn, sondern jahrelange Übung und Körperbeherrschung. Die Schwerter sind zwar oft stumpf, werden aber nichtsdestoweniger in den Rachen geschoben. Dabei ist der Schwertschlucker in der Lage, den Würgereflex zu unterdrücken und sich kerzengerade hinzustellen, sodass Rachen und Bauch eine gerade Linie bilden. Das Schwert wird durch die Speiseröhre bis knapp vor den Mageneingang geführt. Die Speiseröhre ist sehr dehnbar und mit einer gleitfähigen Schleimsicht versehen. Dennoch muss der Schwertschlucker viel Ruhe und Konzentration an den Tag legen, damit die Speiseröhre nicht verkrampft, was schwere Verletzung nach sich ziehen könnte.
5.) Die zersägte JungfrauVermutlich jeder hat schon einmal den Trick gesehen, bei dem sich die hübsche und schlanke Assistentin in eine Holzkiste legt, aus der lediglich ihr Kopf und ihre Füße herausragen, und dann vom Magier in zwei Hälften zersägt wird, bevor sie wieder im Ganzen der Kiste entsteigt. Um diesen Trick zu bewerkstelligen, gibt es vornehmlich zwei Methoden: Die erste Methode besteht schlicht darin, dass die Füße eine Attrappe sind. Die Kiste ist dabei breit genug, dass die Assistentin ihre Beine einziehen kann. Da die Kiste auf einer erhöhten Bühne steht und dem Publikum ihre Längsseite zugewandt ist, können die Zuschauer die wahren Ausmaße der Kiste nicht einschätzen und gehen davon aus, dass die Kiste kaum breiter als die Person ist, die darin liegt.
Für die andere Methode arbeitet der Magier mit zwei Assistentinnen, von denen das Publikum allerdings nur eine in die Kiste steigen sieht. Die andere liegt bereits in der Kiste, genauer gesagt in dem Gestell, auf dem die Kiste steht. Kiste und Gestell sind in Wirklichkeit eins. Die versteckte Assistentin schiebt ihre Füße durch das Loch am Ende der Kiste, während die erste Assistentin erneut die Beine einzieht. Bei dieser Möglichkeit kann die „zersägte Jungfrau“ auch mit den Zehen wackeln. Allerdings ist hierbei perfektes Timing gefragt, damit die zweite Assistentin ihre Füße genau im richtigen Moment herausstreckt, wenn die erste Assistentin in die Kiste steigt.
6.) Die schwebende JungfrauWenn sie nicht gerade zersägt werden, werden junge Damen auch gerne mal zum Schweben gebracht: Mittels seiner die Schwerkraft aufhebenden Kräfte gelingt es dem Magier, die liegende Assistentin über dem Boden schweben zu lassen. Mit einem großen Reif, den er um die schwebende Frau herumführt, beweist er dem Publikum, dass keine Drähte im Spiel sind. Diese sind auch gar nicht nötig, da die Assistentin in der Regel per Hebevorrichtung empor gehoben wird, die hinter dem Vorhang versteckt liegt. Die dünne Stange der Hebevorrichtung trifft dabei zick-zack-förmig auf die Plattform, auf der die Assistentin liegt. Dadurch kann der Magier den Reif derart um die Frau führen, dass der Eindruck entsteht, er würde sie komplett umrunden. Dass die Dame zudem oft ein langes Kleid trägt oder mit einem Tuch bedeckt ist, dient ebenfalls dem Zweck der Verschleierung.
7.) Münze durch Glas schlagenAuf der flachen linken Hand liegt ein 20-Cent-Stück, in der rechten Hand hält der Magier ein leeres Glas. Mit ein wenig Schwung haut er mit der linken Hand von unten gegen das Glas, wobei die Münze durch den Boden dringt und im Glas landet. So viel sei vorweggenommen: Münze und Glas sind nicht präpariert und die Münze liegt am Ende tatsächlich im Glas. Wie ist das möglich? Zu beachten ist hierbei, wie der Magier das Glas hält: Er hält es oben mit den Fingerspitzen fest. Mit der linken Hand wirft er die Münze am Glas vorbei. Die Münze prallt dann von der rechten Handfläche ins Glas. Der ganze Trick geht dabei so schnell vonstatten, dass das menschliche Auge die eigentlichen Bewegungsabläufe nicht zu erfassen vermag. pint1 Viele Illusionen basieren also auf lang einstudierter Fingerfertigkeit, bühnenreifer Ablenkung des Publikums und perfektem Timing. Vermeintliche Zaubertricks, die im Fernsehen und Internet zu sehen sind, bedienen sich zudem bestimmter Kameraeinstellungen. Manche Magier verraten ihre Tricks im Laufe der Zeit, um ihre Kollegen immer wieder zu neuen Ideen zu animieren, mit denen das Publikum begeistert werden kann.