Eltern haben es heutzutage nicht leicht. Überall werden sie mit Ratschlägen bombardiert, wie sie ihre Kinder erziehen sollen. Besonders penetrant sind dabei die Versprechungen der Werbe-Industrie, die sich die Unsicherheit vieler Eltern zunutze macht und Produkte anpreist, die angeblich für das Kindeswohl unverzichtbar sind. Das perfide ist dabei, dass viele Produkte, die dieserart angepriesen werden, überhaupt nicht für Kinder geeignet sind.
Eltern tun also gut daran, den vollmundigen Versprechen der Industrie nicht blind zu vertrauen. Das bedeutet nicht, dass man den Sprösslingen alles verbieten sollte, was ungesund erscheint. Doch wie die folgende Liste zeigt, sollte man ganz genau hinsehen, wenn ein Produkt das Prädikat „für Kinder“ trägt.
1.) Versteckte Süßigkeiten
Was wäre eine Kindheit ohne Süßigkeiten? Doch gemeinerweise tarnen viele Lebensmittelhersteller ihr Zuckerzeug als vollwertige Kindernahrung. Dass kinder Schokolade das „Beste aus der Milch“ enthält, glaubt wohl heute kaum noch jemand. Vermeintlich herzhafte Frühstücksflocken erfreuen sich hingegen immer noch großer Beliebtheit. Dabei sind vor allem Frühstücksflocken für Kinder wahre Zuckerbomben. Ein Marktcheck der Verbraucherorganisation „Foodwatch“ hat sogar gezeigt, dass die meisten Kinder-Cerealien wesentlich mehr Zucker enthalten als entsprechende Produkte für Erwachsene.
Tipp: Am besten ist es natürlich, das tägliche Müsli selbst zusammenzustellen und mit frischem Obst zu garnieren. Daneben gibt es inzwischen auch einige zuckerreduzierte Frühstücksflocken im Angebot.
2.) Eis
Wie gesagt: Gegen eine gelegentliche Nascherei ist nichts einzuwenden. Es gibt doch nichts Schöneres als ein Eis an einem heißen Sommertag. Doch ähnlich wie bei den Frühstücksflocken beherrschen hier zwei Unternehmen fast den gesamten Markt: Schöller gehört zu Nestlé und Langnese zu Unilever. Der Skandal-Katalog des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé ist beachtlich: Kinderarbeit, unfairer Handel, Regenwaldzerstörung, Tierversuche und schädliche Babynahrung – es gibt mehr als genug Gründe, Nestlé-Produkte zu boykottieren. Unilever wird vor allem wegen seines exzessiven Gebrauchs von Palmöl kritisiert, für dessen Produktion Regenwälder zerstört und Eingeborene getötet und vertrieben werden.
Tipp: Zum Glück gibt es eine einfache Alternative zum Konzern-Eis: die Eisdiele um die Ecke.
3.) Schokolade
Auch die gute alte Schoki ist nicht grundsätzlich schlecht. Wenigstens tarnt sie sich nicht als gesundes Grundnahrungsmittel. Doch leider gilt für einen Großteil handelsüblicher Schokolade: „von Kindern, für Kinder“. Denn auf vielen Kakaoplantagen dieser Welt ist Kinderarbeit keine Seltenheit. Obwohl das Problem bekannt ist, beziehen viele Hersteller ihren Kakao immer noch aus Ländern, in denen Kinderarbeit gang und gäbe ist. Entgegen der allseitigen Bekundungen, dagegen vorzugehen, hat die Zahl von Kindern, die auf Kakaoplantagen unter grausamen Bedingungen schuften müssen, weltweit zugenommen.
Tipp: Achte beim Kauf von Schokolade auf das Fairtrade-Siegel. Auch die meisten Bio-Schokoladen sind frei von Kinderarbeit.
4.) Babyphones
Es klingt paradox: Eigentlich wollen Eltern mit Babyphones sicherstellen, dass es ihren Kindern gutgeht. Die wenigsten ahnen, dass sie ihren Nachwuchs damit einem starken Elektrosmog aussetzen. Denn die meisten Babyphones benutzen die Funktechnologie DECT, die auch bei Mobiltelefonen angewendet wird. Die Belastung ist bei Babyphones besonders hoch, weil das Baby oft direkt neben dem Gerät liegt und somit einer permanenten hohen Strahlendosis ausgesetzt ist. In einem Test von 2014 sind 10 von 14 Geräten wegen hoher Strahlung durchgefallen.
Tipp: Achte beim Kauf eines Babyphones auf die Strahlungswerte und wähle ein strahlungsarmes Gerät.
5.) Spielzeug
Kinder erkunden die Welt mit allen Sinnen. Spielzeug wird angefasst, geknuddelt und landet nicht selten auch im Mund. Umso wichtiger ist es, dass die Spielsachen frei von Schadstoffen sind. Doch gerade Produkte aus Kunststoff fallen immer wieder durch hohe Schadstoffbelastungen auf. Die Verbraucherzentrale warnt dabei vor allem vor Spielzeug aus Weichplastik, das häufig gesundheitsschädliche Weichmacher wie Phthalate enthält.
Tipp: Mach den Geruchstest! Wenn Plastikspielzeug einen starken „Chemiegeruch“ verströmt, solltest du es im Regal liegen lassen. Meide PVC-Spielzeug, das mit Weichmachern behandelt wurde. Eine App des BUND hilft dir dabei, den Schadstoffgehalt eines Produkts zu ermitteln.
6.) Billigkleidung
Auch in Kinderkleidung können sich Schadstoffe verstecken. Problematischer sind hier aber eher die schlimmen Arbeitsbedingungen, unter denen günstige Textilien hergestellt werden. Der Markt für Kinderkleidung ist riesig, da Kinder schnell aus ihren Klamotten wieder herauswachsen. Doch spätestens seit dem fatalen Einsturz einer Fabrik in Bangladesch weiß man, dass für Textil-Discounter wie KIK & Co. das Wohl der Arbeiter nicht im Vordergrund steht.
Tipp: Schau dich auf Kleiderflohmärkten um, anstatt alles neu zu kaufen. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern oftmals auch günstiger als die meisten Discounter-Produkte.
7.) Kinderwurst
Für viele ist es eine Kindheitserinnerung: An der Fleischtheke bekamen Kinder ab und zu ein Scheibchen Wurst, auf dem einen ein freundliches Gesicht anlächelte. Diese sogenannte „Kinderwurst“ ist ein wenig aus der Mode gekommen – nicht zuletzt, weil viele Eltern für ihre Kinder eine fleischarme Ernährung anstreben. Doch egal, wie man zum Fleischkonsum im Allgemeinen steht, sollte man seinen Kindern keine Wurst mit Gesicht oder in Bärchenform kaufen. Zum einen ist das entwürdigend für das Tier, das dafür sein Leben lassen musste, zum anderen werden Kinder für blöd verkauft, indem man ihnen eine heile Welt vorgaukelt und Fleischkonsum verniedlicht.
Tipp: Auch Kinder haben ein Recht zu erfahren, woher ihr Essen kommt. Sprich mit deinen Kindern über Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln. Das ist wichtig, damit sie später einmal selbstständige Entscheidungen treffen können.
8.) Babywasser
Das Immunsystem eines Babys ist noch nicht ganz ausgebildet, weshalb es sensibel auf Keime reagiert. In der Drogerie kann man deshalb sogenanntes „Babywasser“ kaufen, das keimfrei und für Säuglinge geeignet sein soll. Doch ist das wirklich sinnvoll? Das Urteil der Verbraucherzentrale fällt eindeutig aus: Babywasser ist „überflüssig und zu teuer“. Tatsächlich ist es bis zu dreimal so teuer wie Mineralwasser. Außerdem brauchen Babys gar kein zusätzliches Wasser, wenn sie gestillt werden. Schon der Begriff „Babywasser“ ist also irreführend.
Tipp: Abgekochtes Leitungswasser ist genauso keimfrei und außerdem unschlagbar günstig.
9.) Nespresso für Babys
Kaum zu glauben, aber Babywasser ist bei weitem nicht das sinnloseste Produkt, das für Säuglinge entwickelt wurde. Dieser Preis geht eindeutig an „Babynes“ – quasi ein Cappuccino-Automat für Babys. Der von Nestlé entwickelte Apparat funktioniert wie eine Kaffeekapsel-Maschine, mit dem Unterschied, dass die Kapseln nur Milchpulver enthalten. Eine „Alternative zur Muttermilch“ soll der Automat darstellen. Für Kritiker ist Babynes aber bloß ein plumper Versuch, eine weitere Zielgruppe für Kapselmaschinen zu erschließen. Ob Kaffee oder Babymilch – teuer und müllintensiv sind beide Systeme. Bisher ist Babynes nur in Frankreich und der Schweiz erhältlich.
Tipp: Muttermilch ist und bleibt das Beste für das Baby. Falls Mütter nicht in der Lage sein sollten, ihr Kind zu stillen, gibt es andere Ersatzprodukte, die erschwinglicher sind und weniger Müll produzieren.
Wer soll bei all diesen Produkten noch durchblicken? Am besten, man vertraut einfach auf seine Intuition und lässt sich nicht zu sehr von Werbeversprechen einlullen. Oft erkennt man Schund schon auf den ersten Blick.
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Quelle: utopia
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