Wenn man an Depressionen denkt, hat man ein Bild von Menschen im Kopf, die den ganzen Tag traurig und hoffnungslos sind. Diese Annahme trifft aber nicht immer zu, da die Symptome einer Depression bei den meisten Menschen viel subtiler auftreten. Neben emotionalen Beschwerden kann es nämlich auch zu solchen körperlicher Art kommen. In Deutschland leiden derzeit etwa 5,3 Millionen Menschen an Depressionen, dennoch ist die Erkrankung für Außenstehende auf den ersten Blick selten sichtbar.
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„Depressionen sehen nicht immer nach lähmender Traurigkeit aus“, erklärt Dr. Richard Kravitz, Professor für Innere Medizin an der University of California, USA. Weiter berichtet er, dass viele seiner Patienten eine Depression als Grund ihrer Beschwerden nicht wahrhaben wollten. Zum einen, weil diese Krankheit oftmals noch als Schwäche gesehen werde, zum anderen, weil die Betroffenen die Symptome gar nicht mit einer Depression in Verbindung brächten.
Je eher die Symptome erkannt werden, desto schneller kann man auch Hilfe wahrnehmen. Der folgende Artikel beschreibt einige der überraschenden Symptome einer Depression.
1.) Du hast einen kurzen Geduldsfaden
In letzter Zeit bringen dich die kleinsten Missgeschicke auf die Palme? Das könnte bedeuten, dass du dich in einer depressiven Phase befindest. In einer Studie gaben nämlich 54 Prozent der Befragten (bei denen eine Depression diagnostiziert worden war) an, dass sie sich oft wütend, schlecht gelaunt und aggressiv fühlten. Natürlich kann auch eine stressige Phase im Leben dafür verantwortlich sein. Man sollte daher beobachten, ob noch andere Symptome einer Depression in Kombination mit der schlechten Laune auftreten.
2.) Dein Schlafrhythmus hat sich verändert
Depressionen können die Schlafgewohnheiten von Erkrankten beeinflussen. Viele Menschen leiden unter Schlaflosigkeit, haben also entweder Schwierigkeiten, einzuschlafen, oder wachen nachts immer wieder auf. Andererseits gibt es auch Betroffene, die neben der Nacht auch den halben Tag im Bett verbringen.
3.) Du hast Schmerzen
Körperliche Schmerzen können als Begleiterscheinung von Depressionen auftreten. Der Grund dafür ist, dass emotionale Probleme und körperliche Beschwerden sich einige Neurotransmitter im Gehirn teilen. Eine kanadische Studie fand heraus, dass etwa 75 Prozent der Probanden mit Depressionen auch an Nackenschmerzen, Beschwerden im unteren Rücken und/oder Kopfschmerzen litten. Körperliche Schmerzen können also auch auf ein psychisches Problem hinweisen. Am besten, man lässt sich von seinem Hausarzt einmal durchchecken.
4.) Du hängst andauernd im Internet herum
Menschen, die viel Zeit online verbringen, um zu shoppen, auf sozialen Medien zu scrollen oder Videospiele zu spielen, werden häufig mit einem emotionalen Problem in Verbindung gebracht. Dabei können sich die Diagnosen „Internet-Sucht“ und „Depression“ überschneiden. Psychologen gehen davon aus, dass Betroffene den persönlichen Kontakt mit Menschen vermeiden wollen und sich von ihren Gefühlen und Gedanken ablenken, wenn sie online unterwegs sind.
„Der Wunsch nach einem schnellen und kurzzeitigen Stimmungsmacher ist ein typischer Mechanismus von Menschen mit Depressionen“, erklärt der Psychologe Dr. Simon Rego vom Montefiore Medical Center in New York, USA.
5.) Aus deinem täglichen Glas Wein sind mittlerweile drei geworden
Sich ab und zu ein Glas Wein oder eine Flasche Bier am Feierabend zu gönnen, gilt für viele Menschen als Entspannung. Dieses Verhalten ist im Normalfall auch (noch) nicht alarmierend. Wenn man jedoch bemerkt, dass es nicht bei einem täglichen Glas bleibt, sollte man sein Verhalten hinterfragen. Aus welchem Grund habe ich Lust auf noch ein zweites und drittes Glas?
Etwa ein Drittel der Menschen mit Depressionen hat auch ein Alkoholproblem. Man muss kein aggressiver Trinker sein, um den Alkohol zu missbrauchen. In jedem Fall sollte man bei einem erhöhten Alkoholkonsum der Ursache (mit professioneller Hilfe) auf den Grund gehen.
6.) Du fühlst nichts
Die Menschen in deinem Umfeld beschreiben dich plötzlich als kalt und distanziert und du selbst fühlst dich taub? Dies könnte ein weiterer Hinweis auf eine Depression sein. Dinge, die einem früher Freude oder Schmerz bereitet haben, werden nun einfach registriert und lösen keine Gefühle mehr in einem aus.
„Die meisten Menschen haben eine Motivation, die sie dazu bringt, täglich aus dem Bett zu steigen; sei es Arbeit, Sport oder ein Treffen mit Freunden. Bei Menschen mit Depressionen flacht dieses Gefühl ab und sie haben keinen Grund mehr aufzustehen“, beschreibt Dr. Rego dieses „zombiehafte“ Verhalten. Wenn sich dieser Zustand einstellt, sollte man definitiv einen Psychologen aufsuchen, um die Gründe dahinter zu verstehen.
7.) Du hast zugenommen
In letzter Zeit zeigt die Waage immer höhere Werte an? Das kann einerseits an einem erhöhten Stresslevel liegen, aber auch Anzeichen einer Depression sein. Vor allem sogenanntes „Soulfood“, also Süßes wie Eiscreme oder Schokolade, aktiviert das Antistresshormon Serotonin im Gehirn, sodass es einem für kurze Zeit besser geht. Dies hat aber zur Folge, dass man, wenn man regelmäßig solch kalorienreiches Essen zu sich nimmt, an Gewicht zulegt. Zusätzlich haben viele Menschen nach dem Verzehr ein schlechtes Gewissen, was die negative Stimmung zusätzlich fördert.
8.) Du hast andauernd Tagträume
Psychologen der Harvard Universität, USA, haben herausgefunden, dass ein Mensch am glücklichsten ist, wenn er den Moment lebt und seine Gedanken nicht abschweifen. Natürlich sind Tagträume etwas ganz Normales und sie können in einigen Situationen auch die Lösung für ein Problem liefern. Wenn man jedoch regelmäßig davon träumt, ein besseres Leben zu haben, oder sich einbildet, dass der Chef es auf einen abgesehen hat, könnte eine psychische Erkrankung dahinterstecken.
9.) Du hast aufgehört, deine Zähne zu putzen
Sein Äußeres und seine körperliche Gesundheit zu vernachlässigen, ist ein starkes Anzeichen für eine Depression. Dabei kehrt sich sozusagen der innere Zustand nach außen und dient als unbewusster Hilferuf der Erkrankten. In einer Studie mit 10.000 Probanden hatten 61 Prozent von ihnen eine schlechte Mundhygiene und gaben an, dass sie vor ihrer depressiven Phase jeden Tag Körperpflege wie Haarekämmen und Zähneputzen betrieben hätten.
10.) Du tust dich schwer damit, Entscheidungen zu treffen
Man trifft im Durchschnitt 70 Entscheidungen am Tag. Die meisten geschehen unbewusst, z.B., wenn man sich nach dem Aufwachen entscheidet, entweder die Schlummertaste seines Weckers zu betätigen oder direkt aufzustehen. Für jemanden, der jedoch unter starkem psychischen Druck leidet, können diese einfachen Entscheidungen zu einem großen Problem werden.
Erschreckend, welche Auswirkungen eine Depression auf die Gesundheit und das Leben eines Betroffenen haben kann. Es ist normal, dass jeder Mensch in seinem Leben einmal Zeiten hat, in denen er gestresst oder traurig ist. Solange jedoch glückliche Phasen überwiegen und man in seinem Alltag nicht eingeschränkt wird, muss man sich keine Sorgen machen.
Dennoch sollte man auf eventuelle Symptome achten und im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen. Mit professioneller Hilfe kann man lernen, mit diesen schweren Zeiten umzugehen. Mitmenschen können die Betroffenen mit Verständnis unterstützen. Zum Beispiel, in dem sie auf 11 Dinge achten, die man depressiven Menschen nicht sagen sollte.
Quelle: prevention
Vorschaubild: ©Flickr/Bev Sykes