Mittlerweile können Wetterdienste schon rund sieben Tage im Voraus sagen, wie das Wetter werden wird. Das funktioniert mithilfe von Messgeräten und Satellitenaufnahmen. Als es diese Geräte noch nicht gab, mussten unsere Vorfahren auf Weisheiten und Erfahrungen ihrer eigenen Vorfahren zurückgreifen.
Besonders Bauern waren vom Wetter abhängig und mussten dementsprechend ihre Ernte planen. Aus diesem Grund werden die Wetterregeln heute auch Bauernregeln genannt. Auch heute verwenden wir noch Floskeln wie „April, April, der macht, was er will“ in Gesprächen über das Wetter.
Welche weiteren Weisheiten heute noch gerne verwendet werden und wie verlässlich ihre Aussagen sind, erfährst du in diesem Artikel.
1. „Morgentau macht Himmelblau.“
Dieser Spruch soll den Verlauf des Wetters im Tagesverlauf vorhersagen. Der Morgentau auf den Blättern zeigt, dass die vorausgegangene Nacht klar war und kein Wind ging. Dies erhöht tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter noch einige Stunden so bleiben wird. Im Laufe des Tages kann es jedoch zu Wetterumschwüngen kommen, sodass diese Aussage nur auf die Morgenstunden bezogen werden kann.
2. „Allerheiligenreif macht den Winter stark und steif.“
Am 1. November feiern Christen „Allerheiligen“. Früher orientierte man sich an diesem Tag, um das Wetter des folgenden Winters vorherzusagen. Liegt an diesem Tag Raureif auf der Wiese und den Blättern, stehen die Chancen für eine „weiße Weihnacht“ nicht schlecht. Dies sind vor allem Erfahrungen unserer Vorfahren, die womöglich die „kleine Eiszeit“, eine kalte Klimaperiode, die zwischen 1570 und 1630 in Europa unterschiedlich stark ausgeprägt war, miterlebt hatten. In dieser Zeit traten lange und sehr kalte Winter auf, die in manchen Jahren schon „im Herbst begannen“.
3. „Morgenrot, schlecht Wetter droht.“
Ohne Wetter-Apps war es früher schwer, Schauer oder Sonnenschein vorherzusagen. Bauern waren aber bei ihrer Arbeit auf dieses Wissen angewiesen. Aus diesem Grund orientierten sie sich bei Sonnenaufgang an der Färbung der Wolken. Da in Deutschland Hochs und Tiefs zumeist aus dem Westen kommen, ist dies durchaus sinnvoll. Denn die Sonne, welche im Osten aufgeht, scheint dabei auf die Wolken im Westen.
4. „Wenn’s im Dezember nicht wintert, sommert’s im Juni auch nicht.“
Moderne Messungen beweisen, dass auf einen kalten Winter zu 65 Prozent ein warmer Sommer folgt. Andersherum funktioniert diese Annahme nicht, denn ein warmer Dezember sagt nachweislich nichts über das Wetter im Juni aus. Diese Bauernregel führt uns also hinters Licht.
5. „Oktober rau, Januar flau.“
Auch diese Bauernregel wurde wissenschaftlich bestätigt. Statistiken belegen nämlich, dass die Wahrscheinlichkeit für einen milden Januar bei 71 Prozent liegt, wenn es im Oktober durchschnittlich 1,5 Grad kälter war als im Jahr davor.
6. „Ziehen die Spinnen ins Gemach, kommt gleich der Winter nach.“
Nicht nur Wolken oder der Tau werden als Botschafter des Wetters angesehen. Auch Tiere dienen als Hilfe, da diese in den meisten Fällen wetterfühliger als Menschen sind. Dieser Ausspruch ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen: Zum einen überleben die meisten Spinnen den Winter nicht und zum anderen ziehen sich die wenigen Arten, die überwintern, in die Häuser zurück, wenn es schon kalt ist. Also ist diese Bauernregel eine Bestätigung der Kälte und keine Vorhersage.
7. „April, April, der macht, was er will.“
Wahrscheinlich der heute noch bekannteste Ausspruch und vielleicht sogar der mit dem höchsten Wahrheitsgehalt. Das durchwachsene Wetter im April (Frühling) lässt sich nämlich damit erklären, dass sich nach dem Winter Wasser- und Landmassen unterschiedlich schnell erwärmen. So kommt es vor, dass kaltes Wasser aus Seen und den Meeren auf warme Luft trifft und kondensiert. Als Folge kühlt nicht nur die Luft über dem Festland ab, sondern das Wasser kommt auch in Form von Regen auf die Erde.
8. „Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer sicher heiß.“
Bauern beobachteten immer wieder Jahre, in denen nach einem harten Winter auch ein besonders heißer Sommer folgte. So konnten sie sich, je nach den Bedürfnissen ihrer Pflanzen, auf eine gute Ernte einstellen. Heutige Statistiken bestätigen, dass in drei von fünf Jahren nach einem schneereichen Winter besonders die Monate Juli und August überdurchschnittlich heiß waren.
Interessant, wie lange sich die Beobachtungen unserer Vorfahren schon im Volksmund behaupten können! Auch wenn sie nicht immer zu hundert Prozent stimmen, werden sie oft noch gerne verwendet. Wie lange sie angesichts des Klimawandels noch ihre Gültigkeit behalten, wird die Zukunft zeigen.
Quellen: desired, obermain, wikipedia
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