Immer wieder folgen wir Trends, die unser Leben oder zumindest unser Aussehen verbessern sollen. Doch was im ersten Moment gut erscheint, kann für die eigene Gesundheit ungeahnte Folgen haben. Dass solche Trends keineswegs ein modernes Phänomen sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Denn schon unsere Vorfahren griffen auf die unterschiedlichsten Mittel zurück, um dem jeweils herrschenden Schönheitsideal zu entsprechen. Die verrücktesten und auch gefährlichsten Methoden findest du in diesem Artikel.
1. Abnehmen mit Bandwürmern
Anfang des 20. Jahrhunderts tauchten in den USA erste Werbeplakate auf, die „desinfizierte Bandwurmeier“ anpriesen. Diese sollten bei der Gewichtsreduzierung helfen. Diese Methode beruhte auf dem Irrglauben, Bandwürmer fräßen im Körper eines Wirts dessen Magen- und Darminhalt, welcher dem Wirt dann fehle. Tatsächlich tritt bei einem Bandwurmbefall eine Gewichtsabnahme jedoch nur in seltenen Fällen auf.
Dafür kommt es häufig zu viel schlimmeren Symptomen wie Krampfanfällen, Entzündungen des Gehirns und Gewebeverkalkungen. Sie können unbehandelt zum Tod führen. Heutzutage geht man davon aus, dass die Berichte über Bandwurmdiäten moderne Sagen sind, die von Werbetreibenden ausgenutzt wurden. Fraglich ist nämlich auch, ob die in den USA beworbenen „Medikamente“ wirklich Bandwürmer enthielten.
Wissenswertes: Erst im Jahr 1961 wurde in Deutschland das erste Arzneimittelgesetz erlassen, welches Falschdeklarationen von Inhaltsstoffen in Medikamenten verbot.
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2. Zähne mit Säure bleichen
Zahnaufhellungen sind keineswegs erst seit dem 21. Jahrhundert in Mode, sondern wurden schon vor Jahrhunderten praktiziert. Archäologische Funde aus dem Gebiet des Alten Ägyptens beweisen, dass die Menschen dort früher Kaustöcke aus Ästen für ihre Zahnpflege verwendeten. Im Römischen Reich war es hingegen üblich, mit menschlichem oder tierischem Urin zu gurgeln.
In der Frühen Neuzeit wollten sich Adelige durch weißere Zähne von der Unterschicht abgrenzen. Dazu ließen sie sich den Zahnschmelz abschleifen und danach die Zähne mit Salpetersäure bestreichen. Letzteres hatte zwar den gewünschten aufhellenden Effekt, brachte aber gesundheitliche Folgen wie Karies oder Infektionen mit sich. Forscher sind sich uneinig, ob die Menschen es nicht besser wussten oder ob es ihnen schlichtweg egal war.
3. Zähne mit Eisenacetat schwärzen
Im Gegensatz zum Trend der Zahnaufhellung in Europa war es ab dem 11. Jahrhundert unter japanischen Frauen und Männern des Hochadels üblich, die eigenen Zähne schwarz zu färben. Diese Methode nannte man „Ohaguro“, auf Deutsch „Zahnschwärzen“. Die schwarze Farbe stand dabei für Treue und Unterwerfung. Beispielsweise schwärzten Samurai ihre Zähne, um ihre Treue gegenüber ihrem Lehnsherren zu zeigen.
Die Paste bestand aus Eisenacetat, welches unter anderem geschmolzene, rostige Nägel enthielt. Sie wurde wie ein Lack auf die Zähne aufgetragen und war wasserabweisend. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Ohaguro unter Adeligen seltener, erhielt aber Aufschwung in den Bordellen. Die Prostituierten zeigten mit den schwarzen Zähnen die Treue zu ihrem jeweiligen ersten Freier an.
Wissenswertes: Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass die Inhaltsstoffe des Färbestoffs einen gewissen Schutz vor Karies und dem Zerfall der Zähne boten.
4. Wässrige Augen durch Tollkirsche
Sowohl während der italienischen Renaissance (etwa 15. bis 17. Jahrhundert) als auch im viktorianischen Zeitalter in Großbritannien (zwischen 1837 und 1901) war bei Frauen ein fragiles Erscheinungsbild in Mode. Insbesondere große und wässrige Augen zeugten von der Schönheit einer Frau. Dies ließ die eine oder andere Dame zum Saft der giftigen Tollkirsche (Atropa belladonna) greifen. Dieser hat nämlich eine pupillenvergrößernde und tränende Wirkung, wenn man ihn in die Augen gibt. Nebenwirkungen dieses „Schönheitseingriffs“ sind Kopfschmerzen, Schwindel und eine verschwommene Sicht. Bei wiederholter Anwendung kann auch eine vollständige Blindheit auftreten.
Wissenswertes: Heutzutage nutzen Augenärzte eine modifizierte Form des Tollkirschen-Wirkstoffes, Atropin, um bei Untersuchungen die Pupillen des Patienten zu weiten und den Augapfel zu lähmen.
5. Helle Haut durch Arsenbäder
Während sich heutzutage viele Menschen eine gebräunte Haut wünschen, galt eine blasse Haut jahrhundertelang als Zeichen von Reichtum. Mit ihr wollte man sich abermals von der arbeitenden Bevölkerung abgrenzen, die oftmals braungebrannte oder verschmutzte Haut hatte. Puderte man sich im Mittelalter und der Frühen Neuzeit noch Partikel aus Blei ins Gesicht, wuschen sich die Frauen zu Zeiten von Königin Victoria (Herrschaftszeit: 1837 bis 1901) mit Seife, die Arsen enthielt. Letzteres hatte zunächst zwar einen bleichenden Effekt, hinterließ nach mehrfacher Anwendung jedoch dunkle Flecken auf der Haut. In nicht wenigen Fällen hatte diese Schönheitsprozedur bei den Anwenderinnen Krebsgeschwüre und Nierenversagen zur Folge.
6. „Lotosfüße“ durch gebogene Füße
Im 10. Jahrhundert entwickelte sich in China der Trend der sogenannten „Lotosfüße“. Dabei wurden die Füße der Frauen und Mädchen gebrochen und so zusammengebunden, dass sie in einer bestimmten Form wieder zusammenwuchsen. Später gab es sogar spezielle Schuhe, welche die Füße in die Form einer Lotosblüte bringen sollten. Dieser Trend soll sich vereinzelt bis Mitte des 20. Jahrhunderts gehalten haben, obwohl er seit 1911 offiziell verboten war.
Natürlich hatte dieser Trend gesundheitliche Folgen, denn nicht nur das Brechen der Fußknochen war schmerzhaft, sondern auch das Laufen mit den gekrümmten Füßen war kaum mehr möglich. Manche Frauen starben sogar an Entzündungen in den gebrochenen Füßen.
Wissenswertes: Der Trend soll auf Yao Niang, eine Balletttänzerin und Geliebte des Königs Li Houzhu, zurückgehen. Diese bandagierte ihre Füße in Form eines Hufes, um beim Tanzen bessere Leistungen erbringen zu können.
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Glücklicherweise weiß man heute mehr über gesundheitliche Risiken von Modetrends sowie über Inhaltsstoffe in kosmetischen Produkten. Die Beispiele von früher zeigen eindringlich, dass man nicht blind jedem Beauty-Trend folgen sollte.
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Quellen: desired, science-at-home, stern, wikipedia
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