Dreck trainiert das Immunsystem. Kommen wir zu selten mit Keimen in Kontakt, steigt das Risiko, an einer Allergie zu erkranken. Davon gehen viele Ärzte und Allergieforscher aus. Kann eine Wohnung also zu sauber sein?
Eine neue Studie aus London ging dieser Frage auf den Grund – und kam zu einem überraschenden Ergebnis.
Hintergrund: Die Hygienehypothese
Allergien sind eine Überreaktion des Immunsystems auf äußere Reize. In den letzten Jahren haben allergische Erkrankungen weltweit drastisch zugenommen. Die genauen Ursachen dafür sind allerdings bis heute nicht vollständig geklärt.
Eine verbreitete These macht den modernen Hygienewahn für die Zunahme an Allergien verantwortlich. Nach dem Motto „Dreck macht Speck“ solle man es daher mit der Sauberkeit nicht allzu genau nehmen. Vor allem Kinder würden eher in einer keimfreien Umgebung an Allergien erkranken.
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Und tatsächlich sind in hochentwickelten Ländern Allergien viel verbreiteter als in ärmeren Regionen. In Städten sind sie häufiger als auf dem Land. Kinder, die mit vielen Haustieren aufwachsen, haben ein geringeres Allergierisiko. Auch Krippenkinder sind seltener allergisch. Sprich: Überall, wo die Keimbelastung erhöht ist, scheint sich auch das Immunsystem robuster zu entwickeln.
Ist Hygiene im Haushalt schädlich?
Zahlreiche Untersuchungen bestätigen die Hygienehypothese. Der Kontakt mit Keimen ist für eine gesunde Entwicklung des Immunsystems notwendig. Kleinkinder, die mit Vorliebe im Matsch wühlen und sich alles in den Mund stecken, scheinen demzufolge instinktiv das Richtige zu tun.
Gibt es also einen Konflikt zwischen unserem modernen Hygienebedürfnis und den Keimen, die wir für unser Immunsystem brauchen? Menschen mit einem Putzfimmel dürfen aufatmen: Nein. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest Hygieneforscher aus London in einer aktuellen Studie.
Zwei Gründe, weshalb der Mythos von zu viel Sauberkeit in der Wohnung nicht stimmt:
- Die Keime, die wir für unser Immunsystem brauchen, kommen vor allem draußen in der Natur vor. Eine hygienisch reine Wohnung hat darauf keinen Einfluss.
- Ein Zusammenhang zwischen Putzen und Allergien entsteht nicht durch die Sauberkeit selbst, sondern durch die verwendeten Putzmittel.
Das heißt: Wer etwas für die gesunde Entwicklung seines Immunsystems tun will, sollte viel raus in die Natur gehen, den Kontakt zu Tieren suchen und keine Scheu vor Matsch haben. Zu Hause darf es hingegen gerne sauber sein, wobei auf aggressive Reinigungsmittel verzichtet werden sollte. Desinfektionsmittel haben allein schon der Umwelt zuliebe im Normalfall nichts im Haushalt verloren.
Aus gesundheitlicher Sicht ist eine penibel geschrubbte Wohnung unsinnig – schädlich ist sie aber immerhin auch nicht. Wer es für sein Wohlbefinden blitzblank braucht, kann daher gerne unsere besten Putztipps für den Alltag beherzigen:
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Quellen: deutschlandfunknova, allergieratgeber
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