Dass Menschen in der kalten Jahreszeit hin und wieder frieren, ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Wenn sich deine Finger jedoch weiß verfärben, taub werden oder extrem schmerzen, könnte eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. Das sogenannte Raynaud-Syndrom sorgt dafür, dass schon bei geringen Kältereizen, wie z.B. beim Griff ins Kühlregal oder beim Kontakt mit kalter Luft, die Durchblutung des Körpers gestoppt wird. Das führt dazu, dass die äußeren Gliedmaßen, also Finger oder manchmal auch Zehen, Blut „verlieren“ und daher wie Leichenfinger aussehen.
Leichenfinger: Das Raynaud-Syndrom steckt hinter dem Phänomen
Während man in der wärmeren Jahreszeit einen Bogen um etwaige Kältequellen machen kann, ist der Winter eine besondere Herausforderung für die Betroffenen. Denn in der kalten Jahreszeit können sie sich nicht gänzlich schützen und leiden mitunter mehrmals täglich unter den Symptomen. Das ist vor allem dann unangenehm, wenn der „Schub“ in Verbindung mit Schmerzen auftritt.
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Die Ursache für das Raynaud-Syndrom ist eine Überreaktion der Nerven auf Kälte. Bereits ein Krampf in den kleinen Gefäßen kann die Durchblutung stoppen und die Finger werden weiß. Wenn das Blut wieder fließt, verfärben sich die Finger dann zunächst blau. Der Körper reagiert mit einem vermehrten Blutstrom und es kommt anschließend zu einer Rötung der Finger. In den meisten Fällen dauert eine solche „Attacke“ zum Glück nicht länger als 30 Minuten. Je häufiger der Körper Kälte ausgesetzt ist, umso stärker fällt die Reaktion allerdings aus. Es gibt dabei zwei verschiedene Arten des Raynaud-Syndroms, welche sich unterschiedlich auf den Körper auswirken.
1. Primäres Syndrom
Beim primären Syndrom treten die bereits beschriebenen Symptome an beiden Händen und teilweise auch an den Füßen auf. Sie sind unangenehm, hinterlassen aber keine bleibenden Schäden.
Der Grund für die Erkrankung ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Jedoch ist auffällig, dass vor allem junge Frauen mit niedrigem Blutdruck häufig an den sogenannten „Leichenfingern“ leiden. Mit zunehmendem Alter gehen die Symptome oftmals zurück.
2. Sekundäres Syndrom
Das sekundäre Syndrom tritt meistens nur an einer Hand auf und kann chronische Schmerzen, eine bleibende Schädigung des Gewebes oder irreparable Gefäßerkrankungen nach sich ziehen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Menschen, die an vibrierenden Geräten (z.B. an einem Presslufthammer) arbeiten, ein hohes Risiko tragen, am sekundären Syndrom zu erkranken. Auch können Medikamente, wie Beta-Blocker oder die Antibabypille, das Risiko erhöhen.
Hinter dem sekundären Raynaud-Syndrom kann allerdings auch eine ernsthafte Erkrankung, wie z.B. Rheuma oder eine Erkrankung des Bindegewebes stecken. Auch neurologische Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Nervenentzündungen oder Nervenschäden im Bereich der Hand kommen als Ursache infrage.
Das kann man gegen Leichenfinger tun
Es gibt zwar die Möglichkeit, mit Medikamenten den Schmerz und das Taubheitsgefühl zu bekämpfen, Ärzte empfehlen aber in den meisten Fällen und vor allem beim primären Syndrom eine medikamentenfreie Therapie. Viel Bewegung sowie wärmende Handschuhe und Socken seien der beste Weg, dem Raynaud-Syndrom bei Kälte entgegenzuwirken. Meditation und Atemübungen können außerdem den Körper entspannen und sowohl Stress als auch Ängste abbauen. Rauchen und Sportarten, welche die Hände stark beanspruchen, können die Symptome hingegen verstärken. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, suchst du besser einen Arzt auf. Beim sekundären Raynaud-Syndrom ist die Behandlung ohnehin von der Grunderkrankung abhängig.
Dick eingepackt kann dir die kalte Jahreszeit gar nicht mehr so viel anhaben, wenn du am Raynaud-Syndrom leidest. Bemerkst du die Symptome der Krankheit an deinen Händen oder Füße, solltest du aber natürlich zunächst einen Arzt konsultieren. Nur so lässt sich die Ursache für deine Leichenfinger zweifelsfrei feststellen.
Quellen: ndr, wunderweib
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