Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt irgendwann einmal in seinem Leben an einer Depression. Andauernd gedrückte Stimmung, Hoffnungslosigkeit, mangelnder Antrieb und Interesselosigkeit sind nur einige Symptome dieser psychischen Krankheit. Dabei leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern häufig auch deren Angehörige. Letztere wissen nämlich häufig nicht, wie sie mit der psychischen Krankheit des nahestehenden Menschen am besten umgehen sollen. Sie möchten Gutes tun und ihn aufmuntern, treten dabei jedoch nur allzu häufig in böse Fettnäpfchen. Das liegt in den meisten Fällen daran, dass sie die Gefühlswelt des Betroffenen kaum nachvollziehen können.
Die folgenden 11 Sätze sind gut gemeint, helfen jedoch an einer Depression erkrankten Menschen nicht im Geringsten:
1.) „Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich bin auch oft schlecht gelaunt.“
Schlechte Stimmung hat jeder einmal. Bei einer Depression hält die Freudlosigkeit jedoch nicht nur länger an, sondern die Gefühle werden auch als viel schmerzvoller wahrgenommen. Das kann sich bis hin zur Empfindung totaler Sinnlosigkeit des eigenen Daseins und zu vollkommener Hoffnungslosigkeit in Bezug auf eine Besserung steigern.
2.) „Das wird schon wieder.“
Nein, wird es nicht – zumindest denkt das die depressive Person. Dieser Aufmunterungsversuch ist nett gemeint, aber hilft dem Betroffenen überhaupt nicht. Er fühlt sich durch diesen Satz noch mehr mit seinen Gedanken allein, weil er das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden.
3.) „Du bist doch so ein fröhlicher Mensch.“
Eines können depressive Menschen besonders gut: dem Umfeld suggerieren, dass sie ein „normaler“ und somit glücklicher Mensch sind. Die Wahrheit im Inneren des Betroffenen sieht jedoch leider anders aus.
4.) „Geht es dir wieder gut?“
Eine Depression ist nicht mit einer Erkältung gleichzusetzen, die nach ein paar Tagen wieder verschwunden ist. Schnelle Abhilfe gibt es hierbei leider nicht. Die Patienten müssen oft sehr lange Therapien machen und Medikamente einnehmen, bis sich eine wirkliche Besserung der Symptome einstellt.
5.) „Wenigstens bist du körperlich gesund. Sei dankbar dafür!“
Ja, natürlich sollte man sich prinzipiell darüber freuen. Das Tückische an einer Depression ist jedoch, dass positive Gefühle wie Freude oder Dankbarkeit absolute Mangelware sind. Zudem ist eine Depression eine ernste psychische Erkrankung, die – genauso wie eine körperliche – fachmännisch behandelt werden muss.
6.) „Du musst mehr unter Leute gehen. Dann geht es dir besser.“
Leider nützt dieser gut gemeinte Ratschlag relativ wenig. Einem Depressiven wird sehr schnell alles zu viel: Die Lust auf soziale Kontakte kann dabei vollständig verschwinden. Die Betroffenen haben das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Zudem fühlen sie sich in der Gegenwart anderer oft sogar noch schlechter. Sie schaffen es eben nicht, wie die anderen Freude am Leben zu haben.
7.) „Du musst mehr auf deine Bedürfnisse achten.“
Der Tipp ist in den meisten Fällen sogar richtig, da depressive Menschen häufig zu wenig von dem machen, was ihnen guttut. Depressive verspüren jedoch überhaupt keine Motivation für irgendwelche Dinge, geschweige denn Freude daran. So ist es schwer, sich für Yoga, Kino, Shopping-Touren und sonstige Tätigkeiten, die einem vielleicht guttun würden, aufzuraffen.
8.) „Du packst das schon.“
Leider hat man in einer Depression das Gefühl, schwach und hilflos zu sein. Dieser Satz kann daher schon wie eine Provokation wirken.
9.) „Du hast doch gar keinen Grund, traurig zu sein.“
Bevor du deinem Angehörigen oder Freund diese vermeintlich aufmunternden Worte entgegenbringst, solltest du dich an das Zitat des griechischen Philosophen Epikur erinnern: „Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen darüber machen uns glücklich oder unglücklich.“ Man kann also gut aussehen, einen gut bezahlten Job, tolle Freunde und einen liebevollen Partner haben: Vor einer Depression schützt das alles nicht.
10.) „Warum bist du depressiv?“
Wenn das so einfach zu beantworten wäre! Eine Depression hat in den meisten Fällen mehrere Ursachen. Es spielen häufig einerseits psychosoziale Faktoren wie Traumata und andererseits neurobiologische Aspekte wie die genetische Disposition eine Rolle. Ein bestimmter Auslöser, wie zum Beispiel eine Trennung, ein Trauerfall, eine Geburt oder eine Veränderung des Zusammenspiels von Botenstoffen im Gehirn, kann dann zum Entstehen einer Depression führen.
11.) „Immerhin ist deine Depression nicht so schlimm wie bei anderen.“
Auf einen Außenstehenden mag das vielleicht so wirken. Natürlich gibt es auch Menschen, die aufgrund ihrer Depression Suizid begangen haben. Jedoch kann der Angehörige nicht wissen, wie es in der betroffenen Person wirklich aussieht. Daher sind vorschnelle Urteile fehl am Platz.
Was kannst du also stattdessen sagen? Nun, zeige dem Betroffenen, dass er nicht allein ist und du für ihn da bist. „Du musst da nicht allein durch.“„Ich bin für dich da.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich in der Situation fühlst, aber ich bin bei dir.“ Solche Sätze sind Gold wert. Außerdem kannst du deine Hilfe anbieten. Dann weißt du konkret, was die Person sich von dir wünscht.