Französische Kinder sind besser erzogen als deutsche. Das ist zugegeben eine gewagte Aussage. Doch was ist dran an der allgemeinen Behauptung, dass französische Kinder bessere Manieren haben und höflicher sind? Und wieso sind französische Eltern so viel gelassener als andere Eltern, was die Erziehung der Kinder angeht?
Ganz einfach: Unsere französischen Nachbarn schenken ihrem Nachwuchs nicht ständig ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und trauen den Kleinen viel mehr zu. Die folgenden sieben Fakten und Unterschiede beleuchten die Erziehung in Frankreich genauer:
1. Die Kinderbetreuung ist gesichert
Französische Mütter kehren in der Regel bereits zehn Wochen nach der Geburt ihres Kindes wieder zur Arbeit zurück. Sie haben zwar die Möglichkeit, ihre Elternzeit zu verlängern, dies wird aber nicht bezahlt. Aus diesem Grund bringen sie ihre Kinder schon früh in eine Kinderkrippe. Durch den frühen Umgang mit anderen Menschen werden die Kinder schneller eigenständig und sind kommunikationsfreudiger. Französischen Eltern wird dieser Prozess zudem erleichtert, weil es umfangreiche Betreuungsangebote für Kinder gibt.
2. Kinder schlafen im eigenen Bett
Babys und Kinder schlafen in Frankreich von Beginn an in einem separaten Zimmer oder zumindest in einem separaten Bett. Zudem warten französische Mütter erst einmal ab, wenn ihr Baby nachts schreit, bevor sie nach dem Rechten sehen. So lernen schon die Kleinsten, sich selbst zu beruhigen. Das führt dazu, dass Kinder allein einschlafen können und die Eltern weniger schlaflose Nächte haben.
3. Kinder lösen Probleme selbst
Weil Eltern ihre Kinder natürlich grundsätzlich vor allen Gefahren beschützen wollen, mischen sie sich häufig in deren Angelegenheiten ein. Französische Eltern haben selbstverständlich auch das Bedürfnis, ihre Kinder zu beschützen, allerdings halten sie sich eher zurück, wenn ihre Kinder z. B. Streit mit einem Freund haben. So lernen die Kinder, Konflikte selbst zu lösen. Sie können sich freier entfalten und stehen schon früh auf eigenen Beinen.
4. Klare Benimmregeln sind wichtig in der Erziehung
Gutes Benehmen ist in Frankreich sehr wichtig und wird schon den Kleinsten eingetrichtert. „Bitte“, „danke“, und „gern geschehen“ gehören in Frankreich zum festen Wortschatz. Außerdem warten französische Kinder geduldig, wenn sie in einer Schlange stehen. Es wird weder genörgelt noch gedrängelt noch gemeckert.
5. Gemeinsame Mahlzeiten
Eltern in Frankreich nehmen mindestens eine Mahlzeit am Tag gemeinsam mit ihren Kindern ein. Dabei wird schon früh auf die Benimmregeln am Tisch geachtet. Zudem bekommen die Kinder kein „kinderfreundliches“ Essen, sondern das, was die Eltern essen. So mäkeln sie weniger und haben auch nichts gegen gesunde Lebensmittel einzuwenden. Nur sehr scharfe oder schwierig zu essende Gerichte, wie z.B. Muscheln, werden kleinen Kindern nicht serviert.
6. Kinder bekommen Taschengeld
Ähnlich wie in Deutschland bekommen Kinder ein festes Taschengeld von ihren Eltern, über das sie frei verfügen können. Will das Kind im Supermarkt etwas haben, muss es dies vom eigenen Geld bezahlen. Dadurch lernen die Kinder zu sparen und sie werden auch in finanzieller Hinsicht schon früh unabhängig. Je älter das Kind wird, desto höher wird in der Regel auch das Taschengeld.
7. Zeit mit der Familie
Durch Schule, Arbeit und Hobbys bleibt unter Woche meist wenig Zeit mit der Familie. Franzosen ist der Sonntag als Familientag heilig. Am Sonntag wird nicht gearbeitet, es werden keine Hausaufgaben gemacht und auch keine Freunde getroffen. Stattdessen unternimmt die Familie etwas und genießt die gemeinsame Zeit miteinander.
Machen französische Eltern in Sachen Erziehung wirklich vieles besser oder sind sie nur strenger und schenken ihren Kindern weniger Aufmerksamkeit als deutsche Eltern? Neben klaren Regeln brauchen Kinder in der Erziehung vor allem Verständnis und Aufmerksamkeit. Das richtige Maß ist dabei entscheidend. Die Bedürfnisse der Kinder sollten dabei nicht weniger oder mehr gelten als die der Eltern.
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Quellen: tz, elle
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