Im Internet findet man immer wieder Bilder von verrückten japanischen Produkten, die die angebliche Lösung für vermeintliche Alltagsprobleme sein sollen. Allerdings wissen viele von uns im Westen gar nicht, dass solche Produkte oft auf der Idee des Chindōgu basieren. Chindōgu ist die japanische Kunst, Alltagsgegenstände zu erfinden, die wie eine ideale Lösung für ein bestimmtes Problem erscheinen, aber tatsächlich völliger Unsinn und vollkommen nutzlos sind. Die meisten dieser verrückten japanischen Produkte sind also mit voller Absicht dermaßen absurd und damit eine Art Realsatire.
Aber nicht nur die absurden Chindōgu-Produkte, auch allerlei obskure Trends finden in Japan ein dankbares Publikum, das sich für keinen Unsinn zu schade ist. Im Folgenden findest du 10 solcher eigenwilligen Ideen aus dem Land der aufgehenden Sonne. 1.) Facelifting-Maske Laut Produktwebsite reicht es bereits aus, diese Maske fünf Minuten am Tag zu tragen und dabei verschiedene Grimassen zu schneiden. Die Gesichtsmuskeln werden dabei trainiert und die Haut wird gestrafft, wodurch Fältchen verschwinden. Man darf gespannt sein auf die ersten Wangen-Sixpacks.
2.) BagelheadsKörpermodifikation (auch „Body-Modification“ oder kurz „BodMod“) kann verschiedene Formen annehmen – angefangen von Tätowierungen und Piercings bis hin zu dem Wunsch, durch Operationen wie eine Echse oder ein Elf auszusehen – und ist eine weltweit anzutreffende Subkultur. In der japanischen BodMod-Szene erfreuen sich bagelheads (dt. Bagel-Köpfe) großer Beliebtheit. Hierbei wird medizinische Kochsalzlösung unter die Stirn gespritzt, wodurch eine Beule entsteht. Drückt man während des Spritzens den Daumen auf die entsprechende Stelle, erhält die Beule eine Kuhle, wodurch sie an einen Bagel erinnert. Nach 24 Stunden hat sie die Kochsalzlösung aufgelöst und die Beule ist verschwunden. pin 3.) Augenlid-Trainer Verschiedene Kulturkreise haben verschiedene Schönheitsideale. Demnach wünschen sich viele japanische Mädchen eine „europäische“ Augenform. Abhilfe verspricht der Augenlid-Trainer, der wie eine Brille getragen wird und das sogenannte „doppelte Lid“ erzeugt, was eine „schmerzfreie und kostengünstige Methode ist, die Augen ohne Schönheits-OP zu formen“. Sobald man blinzelt, trainiert man sein Augenlid, damit es größer wird. Auch hier reichen schon fünf Minuten am Tag. Man sieht zwar „ein wenig lächerlich“ aus, wie die Produktinformation zugibt, aber vor allem für „vielbeschäftigte Frauen, die an ihrem Aussehen arbeiten wollen, während sie im Bad sind oder andere Aufgaben erledigen,“ sei der Augenlid-Trainer ideal.
4.) DecoraDer Name dieses Modetrends leitet sich vom Wort „Dekoration“ ab und kam erstmals um die Jahrtausendwende auf. Der Name ist insofern Programm, als sich die jungen Frauen mit allen möglichen farbenprächtigen Accessoires dekorieren: Nasenpflaster, Sticker fürs Gesicht, Glitzer, Haarklammern, Schleifen, Armbänder, Halsketten, Anstecker und so weiter und so fort. Von der eigentlichen Kleidung bleibt da kaum noch was zu sehen. Dazu kommen noch bunte Kleidungsstücke wie Socken, Strumpfhosen sowie Arm- und Beinstulpen, die in mehreren Schichten übereinander getragen werden.
5.) Lippenstift-SchabloneDen Lippenstift aufzutragen ist eine Herausforderung sondergleichen. Für all jene, die darin nicht sonderlich versiert oder in Eile sind, ist die Lippenstift-Schablone gedacht: Einfach auf die Lippen setzen und von nun an spielt es keine Rolle mehr, ob man mit dem Lippenstift „drübermalt“.
6.) GanguroUm den Modetrend Ganguro, der in den 1990ern aufkam, zu beschreiben, könnte man das Klischee vom dummen Blondchen bemühen, das hohe Schuhe sowie enge, kurze Kleider trägt und definitiv zu lange auf der Sonnenbank lag. Ganguro-Frauen bleichen sich dementsprechend die Haare und bemühen sich um einen stark gebräunten Teint. Dank Letzterem werden sie oft auch als Orange Girls („orangefarbene Mädchen“) bezeichnet, weil ihre Haut durch Selbstbräuner und Beta-Carotin-Tabletten eben jene Farbe annimmt. Abgerundet wird der Look schließlich durch auffälliges helles Augen-Make-up.
7.) Rucksack anders tragenAls Außenstehender weiß man hierbei nicht so recht, ob das tatsächlich ernst gemeint ist oder nicht: Anstatt die Riemen des Rucksacks wie gewohnt über die Schultern zu tragen, führen junge Frauen die Riemen um ihre Brüste herum. Dies soll soweit harmlos sein und von einigen sogar als attraktiv empfunden werden.
8.) KigurumiDie Pyjamas im Tierlook inkl. Kapuze mit Öhrchen sind mittlerweile auch bei uns erhältlich. Doch während man sie hierzulande ausschließlich zur nächtlichen Bettruhe daheim tragen würde, nutzen japanische Männer und Frauen die Tierpyjamas als ganz normale Alltagskleidung und wagen sich darin sogar auf die Straße – und wir reden hier nicht nur von Teenagern. pin2 9.) Augentropfen-Zuführhilfe Eine weitere Chindōgu-Erfindung, die in der Form auch aus einem Daniel-Düsentrieb-Comic stammen könnte: Eine Brille mit zwei Trichtern in der Mitte der Gläser soll die Zuführung von Augentropfen erleichtern, indem die Flüssigkeit durch den Trichter direkt ins Auge läuft. Nur die Augen muss man schon selbst offen halten. Aber vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Augenlid-Spreizer als Ergänzung zur Trichter-Brille erhältlich ist.
10.) Der Ein-Buch-BuchladenYoshiyuki Morioka betreibt einen Buchladen in Tokio, der nicht mehr als ein kleiner Raum ist. Das Besondere daran ist, dass Morioka pro Woche nur einen Titel im Angebot hat, dessen Ausgaben dann in dem kleinen Laden erhältlich sind. Außerdem richtet Morioka sein Geschäft mit jedem Buch der Woche neu ein, sodass die Einrichtung den Inhalt des Buches widerspiegelt. So betritt man auch ein Stück weit das Buch selbst, wenn man diesen Laden betritt, der weniger ein Geschäft als viel mehr eine wöchentliche Buchempfehlung ist. Embed from Getty Images Eigenwillig, aber nicht minder interessant. Und zumindest bei den hier aufgeführten Chindōgu-Produkten kann man froh sein, dass sie nicht ernst gemeint sind. Falls du noch mehr Kuriositäten aus Fernost bestaunen möchtest, findest du hier eine Galerie mit 10 japanischen Erfindungen zwischen genial und bescheuert, die diesmal kein Chindōgu, sondern völliger Ernst sind.