Es zählt zu den schlimmsten Verbrechen, die man sich vorstellen kann: (Versuchte) Kindesentführung und Kindesmissbrauch sind nicht nur für Eltern absolute Horrorszenarien. Leider kann man sein Kind nicht vor allen Gefahren schützen. Umso wichtiger ist laut Kriminalprävention der Polizei, dem Kind spezielle Verhaltensregeln zu vermitteln, die die Wahrscheinlichkeit einer Entführung oder eines Missbrauchs senken und mit denen das Kind im Falle eines Falles besser gewappnet ist.
Weil Kinder noch nicht über ein inneres Alarmsystem verfügen, ist es wichtig, sie durch konkrete Anweisungen und Handlungen auf solche Gefahrensituationen vorzubereiten. So werden sie stark und selbstbewusst, um im Ernstfall das Richtige zu tun. Diese 8 Regeln helfen dir dabei, dein Kind zu schützen:
1. Thema ansprechen
Führe dein Kind altersgerecht an das Thema heran, aber vermeide dabei Panikmache und Horrorszenarien. Es ist auch wichtig, das Kind nicht vor Fremden generell, sondern vor den Taten zu warnen. Für Kinder sind Menschen, die sich mit Namen vorstellen oder den Namen des Kindes kennen, schon keine fremden Personen mehr. Erkläre deinem Kind außerdem, dass es sich nicht immer nur um Männer handelt, die solche Taten begehen, und dass sowohl Mädchen als auch Jungen betroffen sein können.
2. Gute von schlechten Geheimnissen unterscheiden
Täter setzen Kinder häufig unter Druck, indem sie ihnen sagen, dass etwas Schlimmes passiert, wenn sie das „Geheimnis“ verraten. Deshalb ist es wichtig, Kindern den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen zu erklären. Damit auch kleine Kinder den Unterschied verstehen, kannst du versuchen, ihnen zu erklären, dass schlechte Geheimnisse sich im Bauch schwer und unangenehm anfühlen. Und solche sollte man immer den Eltern, Lehrern oder der Polizei anvertrauen.
3. In Gruppen statt allein gehen
Ein weiterer hilfreicher Tipp für Kinder ist, dass sie möglichst gemeinsam mit anderen und nicht allein nach Hause oder zum Hort gehen. Täter warten in der Regel Momente ab, in denen ein Kind allein unterwegs ist. Organisiere, dass dein Kind zusammen mit Freunden oder dem Nachbarskind zur Schule läuft, oder bringe es, wenn möglich, selbst hin. So haben es Täter deutlich schwerer.
4. Richtige Reaktionen kennen
Erkläre deinem Kind, wie es sich in potenziell gefährlichen Situationen verhalten sollte, und übe dies auch in kleinen Rollenspielen ein.
Richtiges Verhalten:
- weglaufen
- andere Erwachsene ansprechen oder um Hilfe bitten
- laut „Nein“ sagen
- laut schreien
Es ist auch wichtig, deinem Kind zu erklären, dass es Abstand zu Autos halten soll, wenn jemand sie nach dem Weg fragt.
5. In belebten Zonen aufhalten
Täter haben es meistens auf Kinder abgesehen, die allein und auf einsamen Wegen unterwegs sind. Sage deinem Kind, dass es einsame Orte deshalb lieber meiden und sich in belebteren Gegenden aufhalten soll, da dort andere Menschen sind, die ihm zu Hilfe kommen können.
6. Fluchtorte zeigen
Es kann auch hilfreich sein, mit dem Kind zusammen Fluchtorte zu suchen, in die es laufen kann, wenn es sich bedrängt fühlt. Das kann der Kiosk um die Ecke, eine Apotheke, eine Bushaltestelle oder auch ein Supermarkt sein. An diesen Orten halten sich in der Regel andere Menschen auf, die Hilfe holen können. Das schreckt Täter ab.
7. Tricks der Täter erklären
Außerdem ist es wichtig, Kindern zu erklären, welche Tricks Täter anwenden. So sind sie auf mögliche Sprüche, Taktiken oder Situationen vorbereitet. Je präziser du diese Situationen beschreibst, desto einfacher wird es für dein Kind, sich auf sie einzustellen. Verbreite aber keine Panik und mache deinem Kind keine Angst. Bleibe sachlich und lege klare Regeln fest – z. B., dass nur Oma und Opa das Kind abholen, wenn den Eltern etwas passiert ist, und es nicht mit einem anderen Erwachsenen mitgehen darf.
8. Dein Körper gehört dir
Bringe deinem Kind schon früh bei, dass sein Körper ihm gehört. Frage es z.B., ob du mit in die Badewanne oder ihm den Po saubermachen darfst, und tu es nicht einfach. Wenn Kinder lernen, wie respektvoll Eltern sich ihnen und ihrem Körper gegenüber verhalten, lernen sie, dass er ihnen allein gehört.
Im Zeitalter der sozialen Medien und des Internets solltest du älteren Kindern zudem klarmachen, dass sie auf keinen Fall Nacktbilder von sich verschicken sollten und dass hinter „Marie12“ auch „Tom52“ stecken kann. Das ist Kindern oft nicht klar.
Ein großes Selbstbewusstsein und ein starker Geist sind die besten Voraussetzungen für Kinder, damit sie sich vor Missbrauch und Entführung schützen können. Unterstützt du sie schon früh darin, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Übergriffs auf sie.
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Quellen: muttis-blog, wunderweib, bildderfrau
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