Als der spanische Architekt Ricardo Bofill im Jahr 1973 auf eine heruntergekommene, verlassene Fabrik stößt, kauft er kurzerhand den gesamten Komplex. Denn anders als andere Menschen, die die tristen, grauen Silos, die einst der Zementherstellung dienten, als Schandfleck ansehen, sieht der Architekt in ihnen eine Welt voller fantastischer Möglichkeiten.
In den nächsten fast 45 Jahren bauen er und das Team seines Architekturbüros die riesige Anlage unaufhörlich um.
Sie verfügt allein über mehr als 30 Silos und riesige Maschinenräume.
Die Anlage beherbergt nicht nur Bofills Büro und Arbeitsplatz, sondern auch private Wohnräume.
Um der kalten, grauen Betonkonstruktion Wärme und Behaglichkeit zu verleihen, sind die Innenhöfe sowie die Dächer der Silos dicht bepflanzt.
Olivenbäume, Palmen, Zypressen und Eukalyptus sind überall zu finden und vermitteln bei flüchtigem Hinsehen den Eindruck, dass das Gelände der stillgelegten Fabrik menschenleer und von der Natur zurückerobert worden sei.
Natürlich ist all das gewollt. Wer genau hinsieht, entdeckt rasch eindeutige Zeichen für blühendes Leben innerhalb der Betonmauern.
Im Inneren lockern viel Stoff sowie elegante Materialien und Möbel die kühle Strenge des Betons auf.
In dieser ungewöhnlichen, fast schon märchenhaften Umgebung, die wie ein Luxushotel anmutet, kann man eigentlich gar nicht anders, als sich wohlzufühlen.
Das riesige Bauprojekt wird bis heute fortgesetzt, erweitert und modifiziert. Bei der Größe der Fabrik gibt es schließlich immer etwas zu tun.
Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass sich der Architekt sein eigenes Denkmal gebaut hat, an dem hoffentlich noch lange viele Menschen Freude haben werden. In jedem Fall geht die einst unschöne Zementfabrik mit mehr als gutem Beispiel voran und zeigt, wie man mit Fantasie und Aufopferungsbereitschaft aus etwas Hässlichem eine wahre Perle machen kann.