Es ist allgemein bekannt, dass körperliche Misshandlungen und Vernachlässigung auch langfristig schlimme Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Aber es gibt noch eine Reihe weniger offensichtlicher, aber genauso toxischer Verhaltensweisen, mit denen Eltern ihren Kindern schaden können. Diese Erziehungsmethoden haben dabei weitreichende Folgen und können Kinder bis ins Erwachsenenalter prägen und negativ beeinflussen.
1. Die Gefühle der Kinder für ungültig erklären
Wenn Kinder häufig Sätze wie „Hör auf zu weinen!“ oder „Hör auf, dir Sorgen zu machen!“ gesagt bekommen, lernen sie, ihre Gefühle zu verstecken oder gegen sie anzukämpfen. Eltern vermitteln ihren Kindern so, dass ihre Gefühle ungerechtfertigt oder gar schlecht seien. Solch eine toxische Verhaltensweise der Eltern kann dazu führen, dass Kinder ihre Gefühle bis ins Erwachsenenalter hinein verstecken oder sie auf ungesunde Art und Weise unterdrücken.
2. Die eigenen Wünsche und Träume auf die Kinder projizieren
Für Eltern kann es verführerisch sein, ihre eigenen, unerfüllten Träume und Wünsche auf ihre Kinder zu projizieren. Doch wenn sie die Träume anderer leben, entwickeln Kinder nur selten ein gutes Selbstwertgefühl, was dazu führen kann, dass sie als Erwachsene später einen Groll gegen ihre Eltern hegen. Gleichzeitig sind sie aber von ihnen abhängig, da sie nie gelernt haben, eigene Entscheidungen zu treffen.
Wünsche auf Kinder projizieren
3. Um die Gunst der Kinder kämpfen
Es gibt immer wieder Eltern, die viel dafür tun, der „Lieblings-Elternteil“ zu sein. Es gibt ihnen für kurze Zeit ein gutes Gefühl, in der Gunst ihres Kindes zu stehen. Der Verlierer dabei ist leider immer das Kind, denn es hat gelernt, andere zu manipulieren, um zu bekommen, was es will, und wird dies auch im Erwachsenenleben tun.
4. Kinder vor Schmerzen abschirmen
Eine weitere toxische Verhaltensweise von Eltern ist das Abschirmen ihrer Kinder vor jeglichen Schmerzen und Unbequemlichkeiten. Selbstverständlich sollte man seine Kinder nicht absichtlich Schmerzen aussetzen, um sie „abzuhärten“, aber wenn man sie vor allem Negativen bewahrt, lernen sie nicht, wie man mit Rückschlägen oder Schmerzen umgeht. Das führt dazu, dass sie zu Erwachsenen heranwachsen, die schnell zusammenbrechen, sobald sie im Leben auf Widrigkeiten stoßen.
5. Den Kindern zu viel Verantwortung geben
Eltern, die in ihren Entscheidungen unsicher sind oder denen eine andere erwachsene Bezugsperson fehlt, tendieren dazu, ihren Kindern zu viel Verantwortung zu übertragen. Sie geben ihren Kindern mehr Informationen und Aufgaben, als die Kleinen überhaupt bewältigen können. Das gibt den Kindern das Gefühl, dass ihre Eltern nicht in der Lage seien, die Führung zu übernehmen, und sie sind schnell überfordert. Als Konsequenz sind die Kinder im Erwachsenenalter äußerst ängstlich, besorgt und haben das Gefühl, alles kontrollieren zu müssen, um sich sicher zu fühlen.
6. Von den Kindern Perfektion erwarten
Kinder herauszufordern und ihnen etwas abzuverlangen, kann etwas Gutes sein, denn sie lernen dadurch, dass sie mehr können, als sie denken. Doch stets Perfektion von ihnen zu erwarten, kann dazu führen, dass Kinder von sich selbst denken, niemals gut genug zu sein. Dieses Gefühl kann sich sogar bis ins Erwachsenenalter ziehen.
7. Nur die Leistungen der Kinder loben
Wer seine Kinder nur für gute Leistungen wie eine Eins in Mathe oder den Sieg bei einem Spiel lobt, bringt ihnen bei, dass ihre Leistungen wichtiger sind als alles andere. Werden sie nicht auch mal für die harte Arbeit, die sie geleistet haben, oder den Mut, etwas ausprobiert zu haben, gelobt, denken sie womöglich noch als Erwachsene, dass Erfolg das Wichtigste im Leben ist. Das kann zu einer höheren Bereitschaft zum Lügen, Betrügen und Klauen führen, damit sie stets als Sieger hervorgehen.
8. Schuldgefühle als Druckmittel benutzen
Wenn du deine Kinder dauernd mithilfe von Schuldgefühlen dazu bringst, das zu tun, was du willst, fällt es ihnen gegenüber Mitschülern und Freunden schwerer, Nein zu sagen. Sie lassen sich leicht von anderen manipulieren, wenn diese z.B. in der Klassenarbeit abschreiben wollen, oder greifen als Erwachsene ebenfalls auf solche Verhaltensweisen zurück, um zu bekommen, was sie wollen.
9. Angst benutzen, um Gefügigkeit zu erreichen
Eltern, die ihren Kindern als Erziehungsmethode Angst einflößen, um sie gefügiger zu machen, beeinflussen damit deren späteres Verhalten als Erwachsene maßgeblich. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Kinder später in ihrem Leben Entscheidungen auf der Grundlage von Angst treffen, nicht aber, weil sie sie für richtig halten. Sie entwickeln demnach keinen gesunden moralischen Kompass.
10. Für die Kinder emotional unerreichbar sein
Auch wenn es klischeehaft klingt – es ist aber wahr, dass Kinder die Anwesenheit der Eltern für eine gesunde Entwicklung mehr brauchen als Geschenke. Eltern, die viel auf ihr Handy schauen, ständig gestresst oder andauernd beschäftigt sind, können ihren Kindern nicht die emotionale Unterstützung geben, die diese dringend brauchen. Sind die Kinder dann erwachsen, haben sie häufig Probleme, gesunde und bedeutsame Beziehungen zu führen.
Nur weil diese Erziehungsmethoden keine äußeren Spuren hinterlassen, bedeutet dies nicht, dass sie keinen Schaden anrichten. Als Elternteil sollte man stets bemüht sein, das eigene Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen, denn oftmals geschehen bestimmte Dinge ganz unbewusst. Und am Ende wollen alle Eltern doch nur das Beste für ihre Kinder.
In den nachfolgenden Artikeln findest du hilfreiche Tipps für eine gute Erziehung und den richtigen Umgang mit Kindern:
- Psychologin erklärt, was gute Eltern ausmacht
- 8 Kinder-Mythen, die so nicht stimmen
- Wenn Kinder auf stur schalten: 5 Tipps für die Kommunikation mit Kindern
- 8 Dinge, die du deinem Kind jeden Tag sagen solltest
- Was sollte man Kindern beibringen? 10 Fähigkeiten und Werte
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