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Sind Vitamintabletten sinnvoll oder sogar schädlich?

Jeder Dritte nimmt hierzulande regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel oder Vitamintabletten ein. Experten klären auf, warum das in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist und sogar schädlich sein kann.

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Sie sollen das Immunsystem schützen, die Knochen stärken oder Müdigkeit verringern – jeder Dritte nimmt hierzulande regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel oder Vitamintabletten ein. Aber ist das überhaupt nötig – oder sogar gesundheitsschädlich?


Tipps und Wissenswertes für eine gesunde und ausgewogene Ernährung. (Zum Artikel nach unten scrollen.)

Eine repräsentative Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat ergeben, dass jeder Dritte in Deutschland einmal wöchentlich Vitaminprodukte zu sich nimmt, jeder Sechste sogar täglich. Experten warnen nun vor gefährlichen Nebenwirkungen.

Wie sinnvoll ist die Einnahme von Vitamintabletten?

Die Einnahme verschiedener Vitaminpräparate ist in den meisten Fällen völlig unnötig. Laut Aussage des BfR-Präsidenten Andreas Hensel erhalte der Körper bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung fast alle Vitamine in ausreichender Menge. Nahrungsergänzungsmittel seien deshalb für die meisten Menschen verzichtbar.

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Wer hochdosierte Vitamine einnimmt, ohne dass es nötig ist, riskiere eine Überversorgung und damit unerwünschte Auswirkungen auf die Gesundheit. Im besten Fall produziere man durch die Einnahme der Präparate „teuren Urin“, im schlimmsten Fall schade man seiner Gesundheit. Diverse Nahrungsergänzungsmittel werden nämlich im Gegensatz zu Medikamenten nicht auf ihre Sicherheit und Qualität überprüft, bevor sie auf den Markt kommen. So kommt es bei diesen Pillen und Pulvern immer wieder zu Verunreinigungen. Hinweis: Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wird grundsätzlich nur in Ausnahmefällen empfohlen, beispielsweise in der Schwangerschaft, nach einer Chemotherapie, bei sehr alten Menschen oder bei einer ausschließlich veganen Ernährung.

Mögliche Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Außerdem weisen Verbraucherschützer auf mögliche Wechselwirkungen – auch mit anderen Medikamenten, die eingenommen werden – hin. Betacarotin, eine Vorstufe zu Vitamin A, könne beispielsweise bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Zu viel Vitamin D führe zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Nierenverkalkung, während eine langfristig überdosierte Einnahme von Vitamin C Blasen- und Nierensteine hervorrufen könne.

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Verbraucherschützer kritisieren darüber hinaus seit Jahren, dass bei der Zusammensetzung der Nahrungsergänzungsmittel keine konkreten Höchstmengen definiert sind. So enthalten manche Magnesiumpräparate beispielsweise das Vierfache der empfohlenen Menge. Das Gleiche gilt für Zink- und andere Vitaminpräparate. Vergleichsweise harmlose Folgen sind Übelkeit und Durchfall. Bei einer dauerhaften Überdosierung können die Entgiftungsorgane Leber und Niere Schaden nehmen.

Die Nachfrage steigt

Seit Beginn der Corona-Pandemie explodieren die Verkaufszahlen diverser Nahrungsergänzungsmittel nahezu. Im Jahr 2020 gaben Kunden allein in Apotheken 2,3 Milliarden Euro für Nahrungsergänzungsmittel aus. Mehr als die Hälfte davon fiel auf Vitamine und Mineralstoffe zurück. Der Umsatz dieser Produkte ist im Vergleich zum Jahr 2019 um ganze 11 Prozent gestiegen.

Foto: Pixabay/moakets
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Viele Verbraucher erhoffen sich durch die Einnahme verschiedener Vitaminpräparate wohl einen gewissen Infektionsschutz gegen COVID-19. Laut BfR seien allerdings keine Studien bekannt, die belegen, dass die Einnahme von Vitaminpräparaten vor einer Infektion mit dem Coronavirus beziehungsweise vor der Auslösung einer Erkrankung schützt.

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Vermeintliches Wundermittel

Vor allem im Internet, aber auch im Direktvertrieb werden die Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel heutzutage gerne als vermeintliches Wundermittel angepriesen. Viele Anbieter würden eine gesundheitliche Wirkung oder sogar Heilung versprechen und damit den Verbraucher täuschen, meint Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. Ein großes Problem sei hierbei das Marketing über Social-Media-Plattformen und sogenannte Influencer. Letztere bewerben die Produkte gegen eine Provision oder verkaufen sie weiter. Hierbei würden oft unzulässige Versprechungen gemacht. Anbieter dürfen nämlich nur versprechen, was das Produkt auch wirklich hält. Vitamine können beispielsweise zur normalen Körperfunktion beitragen. Zur Behandlung von Krankheiten sind diverse Nahrungsergänzungsmittel hingegen nicht gedacht.

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Ob mit dem Abebben der Corona-Pandemie auch der Vitamin-Boom nachlässt, bleibt abzuwarten. Neueste Daten des Marktforschungsinstituts IQVIA zeigen, dass der Umsatz von Vitamin A- und Vitamin D-Produkten 2021 erneut um 17 Prozent gestiegen ist. Bei Vitamin-C-Produkten sei hingegen eine rückläufige Entwicklung zu erkennen. Was hältst du von Vitamintabletten oder Nahrungsergänzungsmitteln? Kommen sie auch bei dir regelmäßig „auf den Teller“? Weitere Tipps für eine gesunde Ernährung und den Umgang mit Medikamenten findest du hier:

Quelle: n-tv Vorschaubild: ©MediaPartisans