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Cyberchondrie: Wenn googeln krank macht

Wenn du zwanghaft im Internet nach Krankheiten googelst, leidest du vielleicht an Cyberchondrie. Erfahre hier, was das für Betroffene bedeutet.

Frau sitzt auf dem Bett und hält ein Handy in der Hand
© IMAGO / Westend61

11 alltägliche Gesundheitsrisiken, die du noch nicht kanntest.

Wenn es im Hals kratzt, im Rücken zieht oder der Bauch grummelt, greift man oftmals zum Telefon, um Dr. Google zu befragen. Der digitale Doktor hat 24 Stunden Sprechstunde und liefert für jedes Symptom die passende Krankheit. Wenn das Googeln nach Krankheitsbildern überhandnimmt, spricht man von Cyberchondrie. Hier erfährst du, was das bedeutet.

Frau sitzt auf dem Bett und hält ein Handy in der Hand
Wenn du zwanghaft deine Symptome googelst, leidest du vermutlich an Cyberchondrie. Foto: IMAGO / Westend61

Du kennst das bestimmt auch: Du entdeckst etwas Ungewöhnliches an dir, fühlst dich nicht gut oder möchtest schnell herausfinden, was hinter dem hartnäckigen Husten stecken könnte, der dich schon viele Tage begleitet. Du schnappst dir dein Smartphone und googelst die entsprechenden Symptome. Kurze Zeit später spuckt dir das Internet unzählige Möglichkeiten aus, was deine Wehwehchen bedeuten könnten. Schnell wird dem harmlosen Husten eine Lungenentzündung zugrunde gelegt, die Bauchschmerzen könnten auf eine Magenkolik hindeuten und der leichten Hautverfärbung diagnostiziert Dr. Google gefährlichen Hautkrebs an.

Cyberchondrie – was steckt dahinter?

Die vermeintlich unkomplizierte Online-Recherche birgt große Gefahren, denn aus kleinen Zipperlein wird schnell eine schwere Krankheit. Wenn das Googeln nach Krankheitsbildern zwanghafte Züge annimmt, spricht man von Cyberchondrie. Diese Wortneuschöpfung setzt sich aus den Begriffen „cyber“ („im Internet befindlich“) und „Hypochondrie“ zusammen. Unter Hypochondrie versteht man die Angst, bestimmte Krankheiten zu haben oder zu entwickeln. Dabei werden bestimmte körperliche Symptome meist fehlinterpretiert. Werden diese Symptome dann wiederholt mit dem Internet überprüft, kann eine Cyberchondrie vorliegen.

Googlesuche nach Ursache Übelkeit
Hast du auch schon einmal Symptome gegoogelt? Foto: FUNKE Digital

Bei der Cyberchondrie handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Betroffene verbringen im Internet viele Stunden mit der Recherche von vermeintlichen Krankheitsbildern. Statt mit einem Arzt zu sprechen, verlassen sich Cyberchonder auf Dr. Google und die Selbstdiagnose aus dem Internet. Menschen, die generell ängstlich sind, finden sich in einer Angstspirale wieder, die zu Panikattacken oder depressiven Stimmungen führen kann. Sie igeln sich zu Hause ein, meiden den Kontakt zu anderen und schlimmstenfalls vertrauen sie falschen Medikamenten oder unpassenden Behandlungsmethoden.

Die Gefahren der Selbstdiagnose

Mann liegt im Bett und hält ein Handy in der Hand, neben ihm sind Medikamente.
Wenn die Online-Suche nach Symptomen zwanghaft wird, solltest du dir Hilfe suchen. Foto: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Du hast bestimmt schon vom Placebo-Effekt gehört. Dieser beschreibt eine erwünschte psychische oder körperliche Reaktion, die jedoch nicht auf im Medikament enthaltene Wirkstoffe oder ein spezifisches Wirkprinzip der Therapie zurückzuführen ist. Vergleichbar ist dies zum Beispiel mit dem „Heileküsschen“ von Mama oder Papa, das beim Nachwuchs auf wundersame Weise ein schlimmes Aua heilen kann.

Das Gegenteil vom Placebo-Effekt ist der Nocebo-Effekt. Bei diesem sorgt allein die Erwartung negativer Folgen dafür, dass diese tatsächlich zu spüren sind. Der Nocebo-Effekt kann einen Heilungsprozess behindern und die Krankheit sogar begünstigen. Sollten Cyberchonder im Internet immer wieder auf negative Suchergebnisse stoßen, kann dies das eigene Leiden noch verstärken.

Doch es geht auch anders: Vermeintlich positive Ergebnisse können einen wichtigen Gang zum Arzt verhindern. Wenn du seit langer Zeit Bauchschmerzen hast, im Internet jedoch nur den verharmlosenden Diagnosen vertraust, könnte es sich dennoch um eine schwerwiegendere Erkrankung handeln.

So kannst du dich vor Cyberchondrie schützen

Handydsiplay mit Google-Icon
Überprüfe deine Quellen im Internet stets auf Seriosität. Foto: IMAGO / Joko

Nun wirst du natürlich nicht gleich zum Cyberchonder, wenn du Dr. Google um Rat fragst. Wenn die Suche jedoch Einfluss auf dein tägliches Leben hat, solltest du dir professionelle Hilfe holen. Menschen, die generell unter einer Gesundheitsangststörung, wie zum Beispiel Hypochondrie, leiden, sind besonders anfällig für Cyberchondrie. Auch Personen, deren Eltern in der Erziehung übervorsichtig waren, oder negative Kindheitserfahrungen können Cyberchondrie begünstigen.

Um gar nicht erst in eine Angstspirale zu geraten, solltest du die Quellen aus dem Internet stets auf Seriosität überprüfen. Digitale Kompetenz ist enorm wichtig, um zu entscheiden, welche Seite vertrauenswürdig ist und welche nicht. Folgende drei Tipps helfen dir dabei:

  1. Lateral Reading: Bei diesem sogenannten seitlichen Lesen öffnest du im Browser einen weiteren Tab und googelst, wer hinter dieser Seite steckt. Auch wenn Internetseiten auf den ersten Blick seriös wirken, kannst du schnell herausfinden, wer wirklich dahinter steckt. Ziehe zusätzlich Meinungen dritter zurate.
  2. Zwei-Quellen-Prinzip: Wenn du eine Diagnose auf deine Suchanfrage erhältst und die Quelle auf Seriosität überprüft hast, finde heraus, ob noch eine andere seriöse Quelle zu dem gleichen Ergebnis kommt.
  3. Siegel: Bestimmte Qualitätssiegel für Gesundheitsangebote werden zum Beispiel vom Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis) und der Health On the Net Foundation vergeben. Diesen kannst du vertrauen, was jedoch nicht bedeutet, dass Angebote ohne Siegel nicht ebenfalls valide Informationen enthalten können.

Was Betroffene tun können

Frau liegt krank im Bett und schaut auf einen Laptop
Eine Therapie und Unterstützung aus der Familie können bei Cyberchondrie helfen. Foto: stock.adobe.com – Sergio

Wenn du dir eingestehst, unter Cyberchondrie zu leiden, ist der erste, wichtige Schritt bereits getan. Eine professionelle Therapie kann dir helfen, die Signale deines Körpers wieder richtig zu deuten. Auch Yoga, Meditation und Achtsamkeitstraining zeigen Erfolge bei Cyberchondrie-Betroffenen. Ein starker Rückhalt aus der Familie und dem sozialen Umfeld ist ebenfalls förderlich.

Wenn du das nächste Mal den Impuls verspürst, deine Symptome zu googeln, überlege, ob der Gang zu einem Arzt nicht die bessere Alternative wäre. Auch wenn wahrscheinlich niemand gerne in einem Wartezimmer ausharrt, kann doch nur ein richtiger Mediziner eine fundierte Diagnose stellen.

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Quelle: utopia.de
Vorschaubilder: ©IMAGO / Westend61, ©stock.adobe.com – Sergio